Shenyang ist die Hauptstadt der Provinz Liaoning, in der sich auch die wundervolle Stadt Dalian befindet. Daher empfand ich es als wichtig, doch nochmal dorthin zu fahren, wenn man schonmal um die Ecke wohnt. Die Einwohnerzahl ist wie bei allen chinesischen Staedchen schwierig zu schaetzen, aber irgendwas um die 6 Mio. werden es auch hier wieder sein. Meine Reisebegleitung stand schon lange fest, Lala (natuerlich Spitzname, hat nix mit den Teletubbies zu tun…). Lang heisst er Li Layang, also auf Europaeisch Layang Li. Wir spielen jeden Tag zusammen Vball und unternehmen auch so richtig viel, mittlerweile ist er ein sehr guter Freund geworden, den ich auch nach diesem Semester noch einige Male sehen werde…
Zurueck zum fuer Euch interessanten, mal wieder ein Reisebericht. Also es stand Shenyang auf dem Programm. Im Vorfeld hoerte ich dazu eigentlich nur eine, einstimmige Meinung von Allen, die schonmal da waren oder von Irgendwem etwas gehoert haben…schmutzig, keine Reise wert, naja…
Vielleicht lags an meiner netten Begleitung, oder an irgendwelchen anderen Dingen, aber ich fands schoen…
Aber bevor ich schon vor dem Bericht mit Fazits anfange, lest doch erstmal selbst:
Reise, Reise
Von Dalian gibts mehrere Moeglichkeiten, in die Hauptstadt zu fahren. Aus Abwechslungs- und Kostengruenden (vier Stunden fuer 8 Euro) haben wir uns diesmal fuer den Zug entschieden. Um zunaechst mit einigen Vorurteilen aufzuraemen, der Zug war spitze. Beinfreiheit, sicherlich einige sonderbare Duefte, spaetestens wenn alle ihr Fruehstueck auspacken und bei einem wieder das Tofu ausgepackt wird, das nach Hundekacke richt…aber insgesamt sehr angenehm.
Leider war es zwischendurch nicht moeglich, einfach auszusteigen und Fotos zu machen (es gibt auch hier Bahnhoefe, an denen Zuege halten…), aber ich haette so gerne schnell mal die Notbremse gezogen. Traumhafte Landschaften mit Wiesen, Reisfeldern, kleinen vertraeumten Doerfchen, in denen nie ein Auslaender gewesen ist, wunderschoene Bachlaeufe, die, tut mir leid Mama ;) , noch viel schoener sind als die Zierdinger, die jetzt auch unseren Garten zu Hause veredeln. Ca. 2 Stunden durfte ich diesen Anblick geniessen, den man braucht ca. 1 Stunde, um jeweils aus Dalian und den Vororten hinaus und durch die Vororte in die Stadt von Shenyang hinein zu kommen. Nach vier Stunden dann die Ankunft, was wahnsinnig schnell ging, da wir, also Lala und ich, viele interessante Schwaetzchen hatten, wie z.B. ueber Grundbesitz, den es in China schlichtweg nicht gibt.
In China kann man Land nur mieten und dann kann man darauf machen, was man will (mehr oder weniger), am Ende des Mietvertrages muss man nicht mal gebaute Huetten etc. wieder entfernen.
Am Bahnhof angekommen, musste ich erstmal zustimmen, Dalian ist wesentlich sauberer und auch schoener anzugucken als Shenyang. Haben uns dann bei einer netten Frau an der Strasse nach handelsueblichen, minutenlangen Preisverhandlungen eine Karte von Shenyang fuer 30Cent zugelegt. Darauf schnell die Lage unseres Hotels gepeilt, und ab in den naechsten Bus. Nach kurzer Abstimmung gaben wir unseren knurrenden Maegen nach, es war auch schon chinesische Mittagszeit (puenklich wie bei Oma um 12), und haben uns in ein bekanntes Restaurant begeben, wo es ausschliesslich Jiao Zi gab, die schon mehrmals erwaehnten Teigtaschen mit diversen Fuellungen, auch Damplings oder Bao Zi genannt. Wie das so ist, wenn Jungs mit Hunger Essen gehen, haben wir uns tierisch vollgestopft. Von Tintenfisch, ueber Garnelen, alle Sorten Fleisch und natuerlich verschiedene Oekomodelle kam da ueberhalb der Guertelschnalle einfach alles rein und es war immer noch lecker.
Was ich bis dahin noch nie gesehen hatte, war eine andere Art der Teezubereitung. Das heisse Wasser wurde aus einer Kanne mit ca. ein meter langen Hals in den Becher eingeschuettet, zum einen soll das denn Gast aufgrund des spitzen Endstuecks vor heissem Spitzwasser schuetzen und andererseits auch den Kellner auf Distanz zu den Gaesten halten. Ausserdem machts dann noch einiges her und Tourideppen wie ich machen dann Fotos vom “Tee-in-den-Becher-schuetten”
Danach gings dann auf ins Hotel, wobei ich erneut feststellen durfte, das der neuen Generation der orientierungssinn voellig abhanden gekommen ist. Ich habe Lala dann kurz zum Stehenbleiben ueberreden muessen, um nicht weitere Minuten herum zu irren. Nach kurzer Einweisung im Kartenlesen; danke Mari fuer das sehr hilfreiche Outdoorseminar; war das Hotel lokalisiert und wenig spaeter standen wir mitten im Zentrum, links der Sommerpalast (der kleine) rechts das Hotel, unglaublich, das man direkt an der Hauptattraktion der Stadt 20 Euro fuer ein Standard Doppelzimmer bezahlt.
Diesmal auch kein Duschklo wie in Qingdao, alles sehr ordentlich und sauber.
Attraktionen in Shenyang
Es war ja immer noch frueher Mittag und der Tatendrang packte mich mal wieder, darum gings nach kurzem Auffrischen in den Sommerpalast.
Vier Stunden verbrachten wir dort, Fotos habe ich auch diverse ins Netz gestellt, das Wetter war ein Traum in Blau. Faszinierend und irgendwie auch traurig, wie man eine komplette Stadt, die nicht gerade sehr ansehnlich und sauber ist, einfach um so ein Monument bauen kann, der Palast wirkte wie eine Oase, umgeben von Wolkenkratzer der Postmoderne. Im Palast war es ueberraschend leer, bis auf ca. 500 Soldaten, die fuer irgendeine Parade uebten, die erst nach unserer Abreise statt fand. ich fand den Palast sehr ansehnlich und erschreckend, wenn man dann hoert, der in Peking sei 10 mal so gross, aber das werde ich ja bald sehen ;) Mit bemuetlichem Schlendern wird das wohl nicht innerhalb von vier Stunden zu schaffen sein. Es war schon Nachmittag, die Sonne brannte noch immer und wir setzten uns in ein Taxi, um zum Tagesabschluss in einen Park mit Mausoleum des Kaisers Taizong zu fahren. Der Taxifahrer bestand darauf, das ich vorne sitze, damit er mich von oben bis unten bestaunen konnte. Ich bin aber auch interessant ;)
Aus Zeitgruenden, die meisten Attraktionen machen in China so gegen 17-18 Uhr die Schotten dicht, beschlossen wir, direkt mit dem Mini-Bus zum Mausoleum zu fahren.
Die Grabanlage besteht aus 38 Gebaeuden, kleinen Tempeln, Tuermen und Pavillions,verbunden mit einer Mauer, um die Grabstaette im Inneren, vor Eindringlingen zu schuetzen. Heute umgibt diese Mauer zum groessten Teil ein schickes chinesisches Waeldchen und auf der anderen Seite, schliesst sich ein gewaltiger Park an.
Was muss das fuer ein prunkvolles Grab sein, dachte ich mir, und haette gern mein dummes Gesicht gesehen, als ich vor dem eigentlichen Mausoleum, das nicht zu begehen war, stand. Wie auf den Bildern zu erkennen, bestand es aus einem haufen Erde mit einem gepfanzten Baum drauf. Vielmehr kann ich dazu auch gar nicht sagen, Bilder sprechen Baende…
Da wir spaet dran waren, kam auch bald jemand, der uns gemuetlich in Richtung Ausgang wies. Wir gingen dann Richtung Park. Der war wirklich nix besonderes.
Nein, nichts Grosses, nur 3,3 Mio Quadratmeter mitten in der Stadt!!!!Und dieser Beiling Park ist nur einer von vielen in und um Shenyang.
Wir schlenderten, bis es dunkel wurde, haben nur Bruchstuecke gesehen und haben keine Pausen gemacht, um irgendwie rechtzeitig wieder in Richtung Ausgang zu gelangen.
Wie immer stand um diese Zeit die notwendige Nahrungsaufnahme an, wobei ich euch nicht schon wieder mit Einzelheiten ueber mein Lieblingshobby nerven will. Um den Abend gemuetlich ausklingen zu lassen, hatte ich geplant eine Bar anzusteuern. Um den armen Lala aus seinem tristen Alltag zu holen, weil sein Studentenwohnheim, wie alle anderen, um 23 Uhr die Tore schliesst, daher sind Aktivitaeten wie diese nicht normal fuer chinesische Studenten. Das Barangebot war aber leider begrenzt. Wir haben uns in einer Bar fuer Live-Musik niedergelassen, die wir nach einer Stunde aber wieder verliessen, weil es schon Schlafenszeit war, ist ja verstaendlich wenn man jeden Abend um 23 Uhr schlaeft, das man so gegen halb zwoelf muede wird…Ausserdem war wie in fast allen Bars/Clubs etc. in China die Musik viel zu laut eingestellt, nicht einmal unterhalten konnte man sich.
Danach gings dann schnell nach Hause ins Bett, den am naechsten Tag ging um 4 der Zug nach Phoenix City, in der Naehe von Dandong, wo wir die sogenannten Yellow Mountains, die gelben Berge sehen wollten.
Tagestour nach Dandong (+ Phoenix City)
Um uns waehrend der Fahrt etwas entspannen zu koennen hatten wir Schlafabteil gebucht. Leider habe ich keine Fotos davon gemacht, aber witzig war es auf jeden Fall. Anstatt abgetrennten Kabinen gab es zwei 3er Hochbetten, mit zumeist schon gebrauchter Bettwaesche, Da die Zuege nicht mehr die neuesten sind, ist es mit der Isolation natuerlich auch nicht weit hin, daher hab ich dann mit Wiederwillen und kompletter Bekleidung bis auf Schuhe die Decke bis zum Hals gezogen. Bei gemuetlichem Schaukeln, Schnarchgeraeuchen und Liegeposition hat es nicht lange gedauert und ich bin eingeschlafen…
Puenklich 20 Minuten vor dem Ausstieg bin ich wach geworden, hab mich dick eingemummelt vor das zugige Fenster gesetzt und den Morgennebel ueber den Feldern beobachtet. Lala war nicht nur schon wach, sondern auch schon in tiefster Diskussion mit einer der Bahnangestellten verstrickt. Wen wunderts, wir hatten den Bahnhof verschlafen, mussten also knapp eine Stunde wieder in die Gegenrichtung zurueck…Um nicht mehr Zeit mit warten auf den naechsten Zug zu verschwenden, haben wir uns fuer das Taxi entschieden und wurden fuer knapp 10 Euro (eigentlich 6, aber was soll man machen…Europaer halt) nach einer Stunde direkt vor dem Fusse der gelben Berge abgesetzt. Nach kurzer Staerkung begannen mir mit der Gipfelstuermung.
Apopos, warum diese Berge so heissen? Nicht etwa weil sie in China sind (sehr Geistreich…) sondern weil die Gesteinsformationen eine gelb-goldenen Schimmer haben, was bei strahlendem Sonnenschein richtig zur Geltung kommt. Haette ich mal in Erdkunde besser aufgepasst…ich tippe mal auf hohen Schwefelanteil oder so, aber Lala konnte mir auch nicht weiterhelfen, fuer den war es eher so : ist halt so und sieht nett aus!!
Ich war ja auch in Yantai schon auf kleine Huegelchen geklettert aber was mir hier bevor stand, war ein anderes Kaliber. Von wahnsinnig schmalen Felsspalten, bei denen ich den Rucksack ausziehen und kraeftig die Luft anhalten musste, um hindurchzupassen, ueber Sicherheitsgelaender in Kniehoehe bis hin zu ungeschuetzen Kletterpartien war alles dabei. Danke, das ich die Hoehenangst von meinem Vater ausnahmsweise mal nicht geerbt habe ;)
Leider geben Bilder ja selten wieder, wie es wirklich aussah, aber ich habe einige hochgeladen, vielleicht erkennt man ja wenigstens ein Bisschen.
Mit zunehmend wackligen Knien haben wir alle sieben Bergspitzen bestiegen und wenn man den inneren Schweinehund etliche Male besiegt hat, wird man mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Zwischendurch fuehlte ich mich wie beim Trainingslager fuer meinen Fallschirmsprung im Herbst.
Ziemlich erschoepft beschlossen Lala und ich, nicht am gleichen Abend noch bis mitten in die Nacht nach Dalian zurueckzufahren. Haben uns also spontan noch ein Hotel fuer eine Nacht in Dandong genommen, sind noch schoen an der Uferpromenade entlang spaziert und haben es uns gutgehen lassen. Dandong ist uebrigens eine recht interessante Stadt, die Grenzstadt zwischen China und Nordkorea, eine 900 m lange Bruecke und der Yalu River, mehr trennt die beiden Laender nicht.
Plane auf jeden Fall, nochmal dorthin zu fahren, um mehr als ein paar Stunden da zu verbringen.
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