Thursday, May 10, 2007

Der Trip nach Qingdao (Tsingtao)

Einigen von Euch wird der Name der Stadt recht bekannt vorkommen, denn das gute alte Tsingtao Bier ist eines der wenigen Chinesischen, die nicht nur gut trinkbar sind, sondern mittlerweile sogar in Deutschland erhaeltlich sind. Mit diesem geballten Vorwissen bin ich dann mit zwei deutschen Mitstudenten in die Stadt des Bieres gefahren. Zwei Tage vorher hatten die zwei mich gefragt, ob ich nicht Lust haette, sie zu geleiten, eine nette Geste, da wir uns zu der Zweit gerade einmal ca. 3 Wochen kannten. Besonders gefreut hab ich mich dann, als die zwei erwaehnten, das wir fuer das spontan WE auch noch ortskundige Fremdenfuehrer haben wuerden, gute Freunde ihrer Chinesisch Lehrerin haetten sich unbekannterweise (Chinesische Gastfreundschaft mal wieder….) bereit erklaert, uns ein WE herum zu fuehren und uns die interessanten Plaetze von Qingdao zu zeigen. Um alle Transportmoeglichkeiten auszutesten und auch aus Kostengruenden haben wir uns entschlossen, hin mit Bus und Faehre und zurueck mit Flugzeug zu reisen. Im Nachhinein muss ich aber zugeben, dass die 20 Euro mehr doch 10 Stunden Reise durchaus aufwiegen…aber diese Erfahrung muss man erstmal machen!

Die Anreise und der erste Tag

Nach 6 Stunden Traumwetter auf der Faehre dann noch bei 30 Grad vier Stunden Bus mit einer chinesischen Comedie, ein Dicker mit furchtbar griller Stimme und sehr anstrengender Lache als Dauerunterhaltung, aber ich habs ueberlebt….
Wir sind dann also nach einem halben Tag Reise am Busbahnhof angekommen und wurden von zwei chinesischen Jungs empfangen, die sich dann mit uns in Taxi gesetzt haben, um uns in Hotel zum Frischmachen zu bringen. Wir hatten uns eigentlich schon damit abgefunden uns zu dritt, 2 Jungs und ein Maedchen ;) ein Zimmer zu teilen, aber als wir den Schluessel (Karte) im Schloss gedreht haben, waren wir ziemlich froh, doch eingeschlechtlich zu wohnen, denn…….Badezimmer komplett verglast, d.h. Isolierung als Fremdwort und das Beste ueberhaupt: ein traditionelles chinesisches Lochklo als gleichzeitiger Duschausfluss. Ja ihr habt richtig gehoert, Dusche und Klo in Einem, ist doch was feines! Ansonsten waren die Zimmer aber wirklich ok.
Die 2 Studies haben dann, waehrend wir uns Frisch gemacht haben, eine Stunde in der Lobby auf uns gewartet und sind dann mit uns Essen gefahren. Eigentlich hatte ich da mit etwas Entspannung gerechtet nach dem langen Tag mit diversen OVM’s, aber ich musste feststellen, das nicht alle Deutschen so unkompliziert sind wie ich. Ja ich weiss, einige werden jetzt laut auflachen, aber zumindest was Essen angeht, bin ich das…

Aufgrund unserer fehlenden Chinesischkenntnisse und den kleinen Broeckchen Englisch, die unsere 2 “Fremdenfuehrer” so im Repertoir hatten, wurde das Bestellen ein sehr zeit- und nervenraubender Vorgang. Ich hab einfach nur gesagt, ich esse, was ihr bestellt, war dann aber doch ueberrascht, als ein komplettes Huhn in Einzelteile zerlegt auf den Tisch kam. Und das wo Sophie, die Lady in unserer Runde aus diversen Gruenden eine Huehnerphobie hat und auch ca. eine halbe Stunde versucht hatte, klar zu machen, das Huhn nicht unbedingt oben auf der Bestellliste stehen sollte, aber egal, wenns schonmal da ist… Ich habe Sie dann kurz beobachtet, um einen guenstigen Moment abzupassen, bevor ich dann den Huehnerkopf gegessen habe. Keine Angst, alles davon kann man nicht essen, aber Feinschmecker aufgepasst: der Nacken hat das beste Fleisch am ganzen Huhn.
Nachdem wir unseren Hunger allmaehlich gestillt hatten, versuchten wir uns ein bisschen im Smalltalk, mehr war leider aus Verstaendnisgruenden nicht moeglich. Wir fragten dann natuerlich auch, wie wir die zwei denn nennen sollten, der eine sagte Yogi (wie der Baer), der andere hatte mindestens vier Namen, die wir nach wenigen Minuten wieder vergessen hatten, und auch nach mehrmaligen Nachfragen einfach nicht aussprechen konnten. Wir haben uns dann letztendlich auf Zonk geeinigt;)
Auf die Frage, woher sie die Lehrerin der zwei anderen denn kennen, bekamen wir eine ueberraschende Antwort, naemlich gar nicht.
Kurze Denkpause….Richtig, zwei voellig Fremde verbringen zwei Tage ihrer wenigen Urlaubstage des Jahres in CHINA mit absolut unbekannten und nicht nur das, als es ums Bezahlen ging, wurde uns mitgeteilt, das wir das komplette WE eingeladen wuerden, d.h. Eintritte zu Sehenswuerdigkeiten, Essen etc., sowas sucht man bei uns teilweise sehr sehr sehr lange.
Wir haben uns natuerlich direkt bedankt und klar gestellt, das das nicht so laufen wird, aber andauernd haben die zwei Jungs wieder versucht irgendwo, irgendwas fuer uns zu bezahlen, einfach Wahnsinn!!!

Nach dem Essen haben wir uns dann etwas in der Stadt rumfuehren lassen, wobei eigentlich nur geplant war, mit unseren zwei Fremdenfuehrern ein Bierchen zu trinken. Wie ihr ja schon in anderen Artikeln von mir lessen konntet, fehlt einigen, gerade vielen jungen Chinesen absolut der Orientierungssinn. Da bildeten Zonk und Yogi auch keine Ausnahme. Daher sind wir eine Stunde in Qingdao rumgeirrt, wobei ich auch sehr schoene Ecken gesehen habe, obwohl es natuerlich schon dunkel war. Nach ca. 80 Minuten erfolglosen herumwanderns fiel mir dann auf, das die Jungs so langsam nervoes wurden. Gesagt wurde aber nix, daher hab ich dann noch einige Male in kurzen Abstaenden nachgefragt, bis Yogi endlich zu gab, das sie eigentlich schon eine halbe Stunde zurueck im Wohnheim sein muessten, und das sie, wenn sie nicht jetzt fahren wuerden, wohl verschlossene Tueren vorfinden wuerden. So sind die hier halt, alles andere wird zurueckgestellt, bevor uns noch irgendwas nicht in den Kram passen koennte. Wir haben dann 5 Minuten noch versucht, sie davon zu ueberzeugen, das wir mit der Visitenkarte vom Hotel durchaus wieder nach Hause finden koennten, haben wir die Zwei dann schleunigst in ein Taxi gesetzt, und haben uns dann auf die Suche nach einer Abendbeschaeftigung gemacht.

Guenstigerweise hatten wir zum Schluss dann schon die richtige Richtung eingeschlagen, denn nach wenigen Minuten sahen wir schon diverse Bars leuchten, wobei hier ja immer schwer zu unterscheiden ist, vor welchem Etablissement man sich gerade befindet. Wir haben uns dann fuer eine Bar entschieden, vor der man auf der Strasse schon die Musik hoeren konnte, aber wenigstens traf sie einigermassen unseren Geschmack. Etwas rockig aber ganz angenehm. Durch die 4 Sterne Hoteleingangshalle kamen wir dann in die Bar. Wer allerdings jetzt was richtig europaeisches erwartet, wurde mal wieder ueberrascht. Eine sehr westlich eingerichtete Bar, dazu Bedienungen mit ganz viel Pluesch und Glitter, Unmengen Schminke, eine Live-Band mit zwei wirklich guten Saengerinnen, die sich allerdings an saemtlichen Rockliedern der Geschichte versuchten, unter anderem auch ACDC, Deep Purple und Metallica, also schon was ganz besonderes.
Ausser uns waren in der Bar dann ausschliesslich Russen und ein Paar Amerikaner, die fuer meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf ‘dicke Hose’ gemacht haben, so mit Kellnerinnen auf Getraenke einladen etc. Die Preise waren fuer chinesische Verhaeltnisse astronomisch, allerdings gab es wirklich gute Coctails, die mit 5 Euro auch noch bezahlbar waren. Wir hatten ja auch nicht vor, uns sinnlos zu betrinken.

Zwei, drei Stunden spaeter machten wir uns dann auf den Heimweg, weil wir auch mit Yogi und Zonk ein recht fruehes Treffen abgemacht hatten, um den Folgetag sinnvoll zu nutzen, wenn man schon nur ein WE da ist. Am Ausgang bekamen wir dann zu unserer Ueberraschung noch einen Bierkrug im bayrischen Stil ueberreicht, der ueberklebt war mit kleinen Bildchen, die an Ballermann–Szenen erinnern. Vor der Heimfahrt wollte ich dann nochmal die hiesigen Oertlichkeiten ausprobieren und muss sagen, das es schon ein etwas befremdliches Gefuehl ist, vor dem Pissoir seine Notdurft zu verrichten und gleichzeitig von einem Herren ploetzlich die Schultern massiert zu bekommen…Fuer 10 Cent Trinkgeld hat er dann auch gleich wieder aufgehoert ;)
Den Rest des Abend verbrachten wir dann mit einigen Bierchen auf den Zimmer

Der 2te Tag

Durch die wenigen Stunden Schlaf und den ungewohnten Genuss von Coctails hatten wir einige Probleme, morgens so frueh aus dem Bett zu kommen. Im Foier traf mich aber dann mal wieder mein schlechtes Gewissen und ich war fast hellwach. Denn Yogi sass schon eine Stunde wartend unten, weil sie uns wegen unserer Sprachbarriere falsch verstanden hatten, Zonk wartete schon am Aussichtspunkt auf uns…
Nach vielen Entschuldigungen von beiden Seiten fuehren wir dann einen Aussichtsturm hoch, der mich an den Duesseldorfer Fernsehturm erinnert. Der Eintritt war genuegend, aber als wir dann erfuhren, das ein Fruehstueck inklusive sei, war uns alles recht.
Aufgrund des Morgennebels und leider wie typisch fuer meine Ausfluege miserablem Wetter (zumindest war es trocken) war die Aussicht dann nicht so berauschend, und wir haben uns zum Fruehstueck oben im Turm gesellt. Auch wie in Duesseldorf mit drehendem Boden, wobei ich das erst spaet festgestellt hatte, hatte mein komisches Gefuehl mal auf meinen Restalkohol geschoben...
Den ganzen Tag haben wir dann saemtliche Attraktionen unserer Reisefuehrers besichtigt, die Zonki und Yogi natuerlich auch alle noch nie gesehen hatten, die zwei Studieren nunmal. Unter anderem die alte Residenz vom Mao Zedong, eine christliche Kirche, mit Uhrwerk hergestellt am Brocken (Harz), diverse Tempelanlagen und die schon bei schlechtem Wetter, Anfang Mai, voellig ueberlaufene Strandpromenade.
Highlight des Tages war natuerlich die Brauerei von Tsingtao Bier, wo es fuer 5 euro dann den Eintritt, zwei mal 0,1 l Bier und dann zum Schluss nochmal einen Pitcher mit Nachfuellgarantie...als ein froehlicher Nachmittag.
Nachher waren wir dann so kaputt, das es auch mir schwer fiel, andauernd Gespraeche mit den Beiden in Englisch auftrecht zu erhalten, weil sie kaum Englisch sprachen. Die anderen beiden Deutschen unterstuetzen mich dabei auch immer seltener, und gegen 18 Uhr haben wir uns dann dezent aus Muedigkeitsgruenden auf unser Hotelzimmer zurueck gezogen. Haben ein einem kurzen Nickerchen dann in der Folgezeit wieder knapp eine Stunde vergeblich versucht, eine nette Bar zu finden, und haben letzten Endes einen ganz ordentlichen Club gefunden., in dem recht anstaendige Musik lief. Zwischendurch hat man natuerlich immer wieder versucht, uns in verschiedenen Clubs abzuzocken, haben z.B. 28 Euro fuer zwei Bier, ein Bacardi Breezer und nen Obstteller bezahlt, aber wenn man nicht vorher fragt, muss man da halt durch.
Wir haben es mal wieder geschafft, mitten in der nacht ins Bett zu gehen und mussten dann mal wieder richtig frueh raus, damit es nicht zu einfach wird.

Am letzten Tag gab es dann den Rest aus dem Reisefuehrer, s. Fotos., wobei das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung machte, daher waren oeffentliche Parks etc. leider nicht drin, die wir uns fuer den letzten Tag aufgehoben hatten, das nennt man dann wohl Pech..
Und abends dann den Flug zurueck nach Dalian, problemlos und sehr entspannt, keine besonderen Ereignisse.

Bilder vom Trip nach Qingdao



So sieht es aus, wenn man auf einer chinesischen Faehre einen "Sitzplatz" reserviert.



Die Sonnendeck der Faehre von Dalian nach Yantai




3-2-1 Meins




Das beruehmte Tsingtao-Beer Museum in Qingdao



Essen aussuchen an der Frischfischtecke



Die St. Michaels Kirche in der deutschesten Stadt Chinas




Deutsche Wertarbeit wird in Qingdao hoch geschaetzt



Romantisches Schlendern an der Promenade. Wenn 1.3 Milliarden Urlaub haben, sieht es fast uebberall so aus, wo es Tourismus gibt...



China mal anders, Strandpromenade im europaeischen Stil