Wednesday, April 18, 2007
Studylife in China
Chinesisch lernen , Teil 2
Nach einigen Wochen in der Uni werde ich mal versuchen, hier so ein paar Gepflogenheiten, Trends etc. zu beschreiben...
Die ersten Wochen meines Chinese Language Trainings habe ich ja schon beschrieben. Nachdem ich jetzt noch weitere Stunden hatte, muss ich sagen, das wird so langsam.
Das Riesenproblem ist auch weiterhin die Betonung, wenn man anfaengt, braucht man einfach einige Minuten um die Zunge auf die ungewohnten Quaelereien vorzubereiten. Bei dem jetzigen Niveau legt meine Lehrerin ausschliesslich auf die Betonung wert, das heisst, ich lerne nicht besonders viel Vocabeln, dafuer versucht sie lieber, mir das, wofuer chinesische Kinder im Durchschnitt ca. ein Jahr brauchen in zwei Wochen beizubringen. Dementsprechend koennt ihr euch ja vorstellen, wie es mir jedesmal nach dem Sprachtraining geht. Habs mir zu Routine gemacht, einfach ein bis zwei Flaschen Wasser zu trinken, damit gehts dann einigermassen.
Aber ich will es nicht so negativ machen, ich finde die Sprache faszinierend und habe es mir zum Ziel gesetzt, moeglichst viel in der leider sehr begrenzten Zeit, zu lernen. Also nix wie durch...
Einladung in die WG
Sehr viel Hilfe bekomme ich dabei auch von 'meinen' Volleyballern, dir mir so langsam ans Herz wachsen und ich habe auch das Gefuehl, das es nicht nur mir so geht. So habe ich das letzte Wochenende taeglich ca. 10 Std. mit denen verbracht, ueber Gott und die Welt erzaehlt, ganz viele Fragen ueber das Leben in Europa beantwortet, und einfach nur wahnsinnig viel erlebt.
Eine chinesische Studentin, deren Kosename Mosquito ist, hat mich zum Essen eingeladen, also das erste Mal, das ich persoenlich bekocht wurde. Einfach wahnsinnig lecker, die anderen hatten absolut nicht uebertrieben.
Somit habe ich also auch endlich gesehen, wie die meisten chinesischen Studenten hier hausen, wobei man wohl noch deutlich Abstriche machen muss, wenn man in die Wohnheime im Unigelaende geht. Der Grossteil der chinesischen Studenten wohnt hier in einem Wohnbezirk, in dem sich auf Grund der Nachfrage auch ne ganze Menge 'Geschaefte', d.h. Minirestaurants und offene Marktstaende, angesiedelt haben. Zu den Wohnungen muss ich sagen, das hab ich mir wesentlich schlimmer vorgestellt...
Die Reinigung der Gebaeude ist nicht gerade berauschend, aber innerhalb der Wohnungen ist es absolut akzeptabel. Die ueblichen Ikeazimmer gibts hier natuerlich nicht, aber auch hier kann man es sich wohnlich machen. Ich wuerde sagen, in vielen Wgs bei uns sieht es bestimmt nicht besser aus. Wieder einmal besonders auffaelig, war die unbeschreibliche Gastfreundschaft, so wurde peinlichst genau darauf geachtet, das ich genug Platz habe, mein Stuhl bequem und gross genug ist, alles auf dem Tisch so angerichtet wurde, das ich alles ohne Aufwand erreichen konnte, es wurde sich ca. 4 mal entschuldigt, das das Essen immer noch nicht fertig ist, in der Zeit wurden natuerlich zum Ueberbruecken tuetenweise Nuesse gereicht, waehrend mir eine Englische DVD angemacht wurde, damit ich mich nicht langweile.
Ich brauche wohl eigentlich nicht zu erwaehnen, das dieses Verhalten bei einigen Wgs bei uns nicht unbedingt an der Tagesordnung liegt. Als ich dann mehrmals versuchte, weil ich mir fast wie ein special guest vorkam, mitzuteilen, das das fuer mich doch gar nicht noetig ist, sich wegen mir diese Umstaende zu machen, bekam ich nur zu hoeren, ich soll mich wie zu Hause fuehlen.
Beim Essen hat man sich dann natuerlich zu Beginn davon ueberzeugen wollen, das ich mit Staebchen umgehen kann, d.h. alle haben auf meine ersten Essenstests gewartet und haben sich dann schmulzelnd auf chinesisch darueber unterhalten. Aber nicht etwa, um sich ueber mich lustig zu machen, sondern es ging darum, das ich angeblich die Technik besser beherrsche als zwei der Anderen, wobei ich glaube, das war nur ein kleines Gastkompliment...
Nach dem Essen wurde dann noch eine halbe Stunde eine chinesische Soap geguckt, eigentlich besteht das komplette Programm nur aus sowas. Habe natuerlich nicht besonders viel verstanden, aber es spielte wie ueblich an irgendeinem kaiserlichen Hofe, Fabelwesen, die sich an den 12 Tierkreisen (jedes Jahr hat sein Tier, nach 12 Jahren beginnt der Zyklus von neuem...) orientierten, spielten auch mit, d.h. einer wurde von der Maske als Schwein zurecht geschminckt, ein anderer als Affe usw., also ganz interessant zu gucken und anscheinend auch sehr lustig, wobei mir die Wortspiele entfallen sind!
Um alles zu verdauen, traten wir bald den schweren Weg zum Volleyball Platz an. Wegen der doch recht windigen Seeluft mussten wir dann feststellen, das wir eine Alternative brauchten, und was liegt in China naeher als der Volkssport Nr. 1, Tischtennis, liebevoll Ping Pong benannt.
Das wurde dann fuer 50 cent pro Stunde+Platte zur schweisstreibenden Angelegenheit, weil selbst die Chinesen, die von sich behaupten, schlecht zu spielen, unseren Anfaengern noch einiges voraus haben und weil 20 Platten auf engstem,frischluftfreien (wegen dem Wind) Raum
zusammenstanden.
Und wieder einmal: Shopping (diesmal anders...)
Nach dieser Stunde und gemeinsamen Entspannen mit kleiner chinesisch Nachhilfe in Richtung Baeume, Blumen, Gras etc. mussten wir uns dann die naechste Beschaeftigung suchen. Weil es zwar windig, aber immerhin sonnig war, schlug ich vor, irgendeinen Park anzufahren, der als besonders lohnenswert gilt. Waehrend der Busfahrt, ging dann aber so langsam die Sonne unter und es wurde richtig kuehl, daher entschieden auf ein Einkaufszentrum um. Da ich ja schon diverse gesehen habe, war mein Interesse nicht so gross, aber alle meinten ich sollte mich mal ueberraschen lassen.
Die ersten vier Etagen haben wir dann in ein paar Minuten hinter uns gebracht, Esprit etc. muss ich mir hier wirklich nicht angucken, besonders wenn die Preise identisch mit den unseren sind.
Spannend wurde es dann in der fuenften, wo meine Ueberraschung wartete, eine Spielhoelle, die hier wohl in vielen Grosskaufhaeusern existieren. Der Schock dann gleich zu Beginn, Tanzmaschinen. Vor mir tanzten sechs chinesische Boygroup-Bubis nach den Klaengen irgendeiner Poppmusik, wobei sowohl die Bein als auch Armbewegungen von diesem Teufelsapparat registriert, mit dem Original abgestimmt, und dann in Punkte umgewandelt wurden. Ich wollte einfach nur weg...
Haben dann so ca. drei Stunden da verbracht, diverse Autorennen etc. ausprobiert und ne Menge Spass gehabt, sowas hab ich nicht mehr gemacht, seitdem ich ca. 12 war. Sowas machen die Studies hier doch ganz gerne mal. In der kompletten Zeit haben wir uebrigens soviel gezahlt wie fuer 2 Spiele in good old europe, da faellt man gern mal in die Kindheit zurueck.
Nach dem tollen Tag sind wir dann noch zusammen Essen gegangen und wieder einmal war das teuerste von allem das Bier, das wenigstens lauwarm serviert wurde, in vielen Restaurants muss man wohl noch bis zum Sommer auf kaltes warten. So langsam wurden wir dann auch alle etwas muede und vertraten uns die Beine, bevor es zum letzten interessanten Erlebnis kam, der Busfahrt zur Rush Hour.
Die Busfahrt
Auf der Hinfahrt war der Bus leer, auf der Ruckfahrt sah das ganze schon etwas anders aus. Nicht mehr verwunderlich ist mittlerweile das Schlange Stehen. Gluecklicherweise waren wir an der ersten Station, daher war ein Sitzplatz mit ein wenig Glueck zu ergattern.
Anscheinend hatten aber so einige diese Idee, daher wurden die im 5 Minuten Takt ankommenden Busse nur wenig gefuellt, da kann man auch lieber auf den naechsten warten, bevor man ne halbe Stunde steht, vor allem in chineischen Bussen. Der Platz ist nunmal etwas enger bemessen, so musste ich nach zehn Minuten feststellen, das mein Huftbereich fuer die Schalensitze schon zu breit war. Nach dem K0mpressionsprinzip wurde der Bus gefuellt, das heisst, Tueren auf, alles draengt sich an jeder Haltestelle auf Neue noch ein Bisschen mehr zusammen, und wieder steigen Menschen ein, faszinierend anzuschauen und im Sommer wohl nicht zu ertragen.
Nach diesem Tag bin ich einfach nur halbtot ins Bett gefallen und hatte ca. 12 Stunden Schlaf noetig, es lebe das Studentenleben :)
Dieses Geniesse ich mittlerweile absolut, nach den Vorlesungen spiele ich fast taeglich Vball, manchmal auch mit meinem Lehrer fuer Chinesisches Steuersystem. Von weitem wird mir dabei schon immer zugewunken, noch bevor ich die Konturen vom Volleyballspatz ueberhaupt erkennen kann. Die Verwunderung ueber einen Europaer, zwischen all den Chinesen, laesst wegen der regelmaessigen Besuche auch so langsam nach, manchmal hat man hier nunmal 30-50 Zuschauer, man gewoehnt sich dran, wie an so viele andere Kleinigkeiten auch. Die ueblichen Floskeln zum Spielen kann ich auch schon, was doch bei der Verstaendigung enorm hilft, und bei so einigen unherstehenden Stundentinnengrueppchen (sehen fuer mich groesstenteils nicht aelter aus als 15) zu ploetzlichen Tuschelein und Kicheranfaellen fuehrt.
Mein chinesischer Name
Zur Feier des Tages wurde mir nun heute endlich ein chinesisch bekannter Name verpasst.
Wo jiao (mein Name ist ;) Ma Ke,
was irgendwo zwischen Max, Karl Marx, der deutschen Mark und dem wohl recht bekannten Familiennamen Ma liegt. Besonders viel gelacht habe ich heute, als ich erfahren habe, das auch mein Nachname hier bekannt ist. Aehnlich klingend, aber mit Sicherheit deutlich anderer Schreibweise, ist er eine Hauptfigur in einem japanischen Komik, der in China sehr beliebt ist. Also hat meine Suche nach einem chinesischen Namen ziemlich schnell geendet...
Liebe Gruesse in die Heimat
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1 comment:
Hallo Markus,
ich "muß" mir immer Deinen Blog ansehen. :-) Als Entschädigung wünsche ich mir eine Postkarte! Die Adresse gibt Dir Hans.
Schöne Grüße aus Krefeld,
Sandra - Kollegin von Hans
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